Vorgestern (28. August 2016) stand ein Besuch in der Verbrennungsstätte „Pashupatinath“ auf dem Programm. Dieser Ort ist für alle Hinduisten weltweit der Heiligste, wenn es darum geht, von seinen verstorbenen Familienmitgliedern Abschied zu nehmen.

Sogar viele Pilger und Azteken sehen ihn als wichtigstes Ziel. Wer es sich leisten kann, lässt seinen Leichnam sogar aus aller Welt nach Pashupatinath überführen. Für 10€ hat sich unsere Gruppe von 7 Personen einen Guide genommen, der sich überaus freundlich und nicht aufdringlich uns anbot.

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„heilige Kuh“
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Verbrennungsstätte

Man muss sich den Ort grob so vorstellen: Es fließt ein Fluss durch die Tempelanlage. Auf der einen Seite werden die Verstorbenen auf Podesten im Zuge von traditionellen Ritualen veraschiedet und verbrannt. Gegenüber dürfen Angehörige und auch Besucher Platz nehmen und den Ablauf einer hinduistischen Verbrennung beobachten. Am Flussufer sitzen sogenannte „Brahmen“, die mit dem ältesten Sohn (selten der Jüngste) des Toten spezielle Rituale befolgen.

Eine Verbrennung kostet die Familie ca. 350$. Der Leichnam wird in weißen („Reinheit“) und orangenen („Frieden“) Tüchern verhüllt und noch am selben Tag eingeäschert. Denn im Hinduismus glaubt man daran, dass der Körper nur eine Hülle des Menschen im Leben ist und die Seele nach dem Tod weiter existiert (Reinkarnation scheint euch mit Sicherheit ein Begriff zu sein).

Die Asche wird im Anschluss in den Fluss Bagmati geschüttet, der in Indien in den Ganges mündet. Es war echt spannend bei einer Verbrennung live zusehen zu dürfen. Ich konnte es zum Teil nicht realisieren, dass dort eben einer toter Mensch liegt und von Kopf bis Fuß lichterloh gebrannt hatte.

Jedenfalls zeigte uns der Guide noch einige interessante Stellen in Pashupatinath, unteranderem wo die nepalesische Königsfamilie nach dem Massaker im Jahr 2001 eingeäschert wurde. Der Eintritt in den Tempel zum goldenen Bulle wurde uns als Christen natürlich verwehrt. Dann führte er uns zu einem günstigen Aussichtspunkt, von dem man aus den ganzen Tempelkomplex im Blick hatte.

Auf dem Weg dorthin liefen wir an so called „holy men“ oder auch „Sadhus“ vorbei, die komplett unbekleidet sind, ihren Körper und das Gesicht bemalt haben und lange Dreadlocks tragen. Jede Handlung und jedes Foto mit den holy men kostet eine Spende, die, wie ich erst im Nachhinein erfahren habe, nicht mehr als 100Rupien sein soll.

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Pashupatinath von oben

Jetzt zu meiner Story: Einer der Sadhus überrumpelte mich total, indem er mir plötzlich Blüten auf dem Kopf streute, eine Tika auf die Stirn malte, ein blaues Band um mein Handgelenk wickelte und nebenbei irgendwas „Heiliges“ zu murmelte. Dann verlangte er auf einmal 500Rs von mir. Ich war im ersten Moment etwas perplex, dachte nicht länger nach und gab ihm das Geld. Die anderen waren natürlich schon längst außer Sichtweite. Weil er mir das Geld wechselte, (von 1000Rs) hielt ich noch 500Rs in der Hand.

Ich war im Begriff zu gehen, da winkte mich ein zweiter Typ zu sich her. Scheinbar wollte er mein Restgeld wieder zurück. Ich blieb für einen kurzen Augenblick standhaft und schüttelte den Kopf. Nachdem das immer hin und her ging lief er mit drohender Geste auf mich zu, woraufhin ich tierische Angst bekam. Aus vollem Respekt vor dieser Gestalt gab ich ihm das Geld und rannte weg.

Für mich war klar: Das war pure Abzocke. Ich habe mich dermaßen geärgert. Über mich selbst und dieser Unmenschlichkeit von Leuten, die sich als heilig bezeichnen dürfen. Mein Frust an diesem Verlust (wow, ein Reim! lol) konnte Himmel sei Dank das gute Essen im „First Kitchen“ wieder gut machen. In Zukunft werde ich definitiv vorsichtiger sein, dass habe ich mir als Fazit zu diesem Erlebnis gezogen. Also, wer jemals nach Pashupatinath reisen sollte: lasst euch nicht das Geld aus der Tasche ziehen!