8. November 2016,  5.54 Uhr – wir waren plötzlich in Eile, als ein Kind zu uns ins Apartment hoch gerannt kam um uns mitzuteilen, dass das Taxi bereits unten vor dem Tor auf uns wartete. Tessa, Nora und ich hatten mit jeglicher Verspätung gerechnet und uns auf einen relativ entspannten Morgen eingestellt, an dem wir noch ein kleines Frühstück verdrücken könnten bevor es richtig los ginge, doch Pustekuchen.

Unsere 12-tägige Reise mussten wir also wohl oder übel mit leeren Mägen antreten. Unser Trekking-Guide nahm uns freundlich in Empfang, wir verstauten schnell die Rucksäcke im Kofferraum und fuhren auf direktem Weg zur Bus-Station, von dort aus es mit dem Bus nach Pokhara ging.

Unser Trek-Begleiter hieß Kevin, ein witzigerweise ungewöhnlicher Name für einen Nepalesen wie wir drei fanden. Optisch erinnerte er uns an einen Fünfzehnjährigen, wobei das wahrscheinlich an seiner Zahnspange liegen mochte, die er mit zwanzig immer noch/erst trug. Er war sehr lieb und zuvorkommend, bot uns immer Äpfel oder Mandarinen während des Laufens an, wartete auf den Letzten beim Trekken und servierte uns das Essen in den Lodges, was er selbst als „his duty“ bezeichnete.

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Lodge nach Tag 1

Auf Empfehlung von Leona, einer ehemaligen Praktikantin hier im Kinderheim, entschieden wir uns für den Poonhill-Trek zum Annapurna Gebirge. Insgesamt waren wir 4 Tage unterwegs mit drei Übernachtungen in sogenannten „Lodges“, kleinen Unterkünften auf dem Weg. Die erste Strecke bestritten wir am Tag nach unserer Ankunft in Pokhara (9.11.2016).

Wir liefen ca. 12 km, dabei ging es stets bergauf an einem Fluss entlang. Für mich als unsportlichen Zwerg war es wirklich anstrengend und zeitweise entmutigend, die anderen so vorsprinten zu sehen. Aber das hielt mich keineswegs von meinem Ziel ab, ganz oben anzukommen. An Aufgeben war nicht im geringsten zu denken. Ich hörte im Wechsel Musik und verschiedene Folgen des Hörbuchs „Die Drei Fragezeichen“. Das machte das Laufen wesentlich unterhaltsamer.

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(v.l.n.r) Tessa, ich und Nora an Tag 2

Während ich am ersten Tag noch mehr oder weniger hinten dran hing, wurde ich am zweiten Tag von der Motivation gepackt und war ab dem Waldabschnitt ganz vorne mit dabei. Die ersten zwei Stunden verbrachten wir allerdings erst mit endlosem Treppensteigen. Wir machten alle 5 Minuten Pause um verschnaufen zu können, einen Schluck zu trinken oder unsere Jacken auszuziehen, da es gegen Mittag immer wärmer wurde.

Der Weg danach verlief durch einen Wald und war wesentlich abwechslungsreicher. Mal mussten wir wieder Treppen hoch, mal runter laufen. Die geraden Strecken lagen mir persönlich aber am besten. Manchmal kam uns sogar eine ganze Herde an Pferden entgegen, die wir passieren lassen mussten, um weitergehen zu können. Die Natur hatte für mich etwas beruhigend Schönes. Vor allem das Plätschern der Bäche, die wir über Brücken überquerten.

An diesem Tag liefen wir ca. 16 km bis wir oben in Poonhill ankamen. Von dort aus konnten wir die Berge so nah betrachten wie nie zuvor. Um fünf Uhr am nächsten Morgen stiefelten wir mit anderen Trekkern in völliger Dunkelheit einen Berg hoch, um von dort aus den Sonnenaufgang beobachten zu können. Währenddessen und aufgrund der Kälte tranken wir eine heiße Schokolade. Später spendierte uns Kevin sogar eine Zweite.

Nach dem Frühstück in der Lodge waren wir bereit den Rückweg anzutreten. Bergab zu laufen war zwar weniger anstrengend, dafür belastete es mehr unsere Muskeln und Gelenke, was wir am vierten Tag in Form von Muskelkater deutlich zu spüren bekamen. Trotzdem lief ich weit voraus, genoss meine Umgebung, die gute Luft und die Menschen am Wegrand, die mir freundlich „Namaste“ zurückriefen. An dieser Stelle muss ich sagen, dass man mich an diesem Tag durchaus als weiblichen Forrest Gump beschreiben hätte können. Nach 6 Stunden endete auch schon unser Trek am Startpunkt, und wir fuhren erledigt, aber stolz und glücklich zurück nach Pokhara in unser Hotel.

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